Ist kaltes Wasser gut für Ihre Muskeln?

Kaltes Wasser hat vielleicht keinen erwiesenen physischen Nutzen für die Muskelerholung, aber für Spitzensportler ist der mentale Aspekt des Überschreitens von Grenzen und des Überwindens von Extremen entscheidend. Viele Athleten glauben, dass eiskaltes Wasser ihnen hilft, sich schneller zu erholen, doch wissenschaftliche Untersuchungen legen das Gegenteil nahe. Dieser Artikel befasst sich mit der Debatte und dem Placebo-Effekt von kaltem Wasser bei der Muskelerholung von Sportlern.

Kältetherapie
04
September
2023
Joep
Wachstumsmanager @ Icetubs

Jedes Mal besser und besser. Strebe nach Gold. Die olympische Medaille oder der erste Platz bei einer niederländischen Meisterschaft. Als Sportler wollen Sie das Beste aus sich herausholen und im richtigen Moment eine gute Leistung bringen. Ein Moment, in dem Ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten zusammenkommen und Sie wirklich alles geben müssen, denn Sie wollen gewinnen! Ein Spitzensportler schwingt sich nach dem Training aufs Rad, um die Strecke zu beenden, ein anderer setzt auf die Kälte. Aber ist die Kälte wirklich gut für dich? Ist kaltes Wasser gut für die Muskeln?

Es gibt viele verschiedene Berichte darüber, ob kaltes Wasser gut für Sie ist

Wenn man im Internet nach den Vorteilen von kaltem Wasser sucht, stößt man auf eine Menge verschiedener Dinge. Denken Sie zum Beispiel an die geistigen und körperlichen Vorteile. Ein Eisbad hilft, Stress abzubauen, ist gut für den Kreislauf, stärkt das Immunsystem und hilft den Muskeln, sich zu erholen. Über Letzteres ist in den letzten Jahren viel gesagt und geschrieben worden. Ob Eiswasser gut für Ihre Muskeln ist. Die finnische Eishockeymannschaft und der Marathonläufer Datham Ritzenheim zum Beispiel tauchen nach jedem Rennen ins kalte Wasser, während andere Sportmannschaften nicht im Traum daran denken würden. Wie ist der aktuelle Stand der Dinge?

Britische Untersuchungen haben gezeigt, dass es keine Auswirkungen auf die Erholung hat

Nach einer großen körperlichen Anstrengung ist es wichtig, die angesammelte Milchsäure loszuwerden, damit sich der Körper erholen kann. Sportler tun dies häufig durch Abkühlung (aktive Erholung) oder durch das Einbauen einer Pause (passive Erholung) oder sogar durch das Eintauchen in ein Eisbad. Der Gedanke dahinter ist, dass durch die extreme Abkühlung des Körpers der Blutdruck steigt und sich die Blutgefäße zusammenziehen, was eine schnellere Erholung ermöglichen kann. Dies ist Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen und wird noch immer erforscht. Britische Untersuchungen haben gezeigt, dass ein Eisbad innerhalb von 24 Stunden nach dem Training keinen Einfluss auf die Erholung der Muskelkraft oder auf Muskelschmerzen hat. Ein bescheidener Effekt war auf die Erholung innerhalb von 48 Stunden oder auf die Kreatinkinase-Werte im Blut zu beobachten. Das Eisbad hatte jedoch einen positiven Effekt auf die Explosivkraft 24 und 48 Stunden nach der intensiven Aktivität. Die starken Schwankungen in der Untersuchung und damit auch in der Beobachtung der Blutwerte zeigen, dass die Vorteile höchstwahrscheinlich auf einen Placebo-Effekt zurückzuführen sind. Die psychologische Wirkung ist in diesem Zusammenhang so wichtig, dass ein Sportler glaubt, weniger Muskelschmerzen zu haben. Die Einstellung des Sportlers ist also sehr wichtig: Glauben Sie, dass Sie gewinnen können? Dann werden Sie auch gewinnen. Glauben Sie, dass es funktioniert? Dann funktioniert es auch.

Passive und aktive Erholung

In anderen Untersuchungen wurde der Grad der Erholung nach dem Eintauchen in ein Eisbad verglichen: passive und aktive Erholung. Die Ergebnisse zeigen, dass die Erholung in der Kälte eines Eisbades besser ist als die passive Erholung nach intensivem Training. In der Praxis bleibt es dabei, dass sich Spitzensportler meist nicht für die passive Erholung entscheiden.

Die Kälte sorgt für weniger Muskelerholung und -wachstum

Wouter van Marken Lichtenbelt, Dozent für ökologische Energetik und Gesundheit, war an der von der Universität Maasticht durchgeführten Untersuchung beteiligt. Er erklärt, dass bei einer großen körperlichen Anstrengung die Muskeln geschädigt werden. Dabei werden im Körper Stoffe freigesetzt, die die Bildung neuen Gewebes ermöglichen, so dass der Körper die nächste Anstrengung besser bewältigen kann. Diese Stoffe und Muskelproteine werden in der Kälte weniger leicht gebildet. Für die zweiwöchige Untersuchung legte eine Gruppe von Sportlern nach dem Krafttraining ein Bein in ein Kaltwasserbad und das andere Bein in ein Warmwasserbad. Nach zwei Wochen reduzierte das kalte Wasser die Geschwindigkeit, mit der Muskelproteine aufgebaut wurden, um etwa 12 Prozent. Marken Lichtenbelt sagt dazu: "Das Kaltwasserbad behinderte die Trainingsanpassung während einer längeren Trainingsperiode."

Der Placebo-Effekt bei eiskaltem Wasser und Muskelerholung

Wie bereits erwähnt, nehmen viele Sportler dennoch ein eiskaltes Bad, damit sich ihre Muskeln schneller erholen können. Laut Wiertz, Sportwissenschaftler und Top-Leichtathletikspezialist im Kenniscentrum Sport & Bewegen, liegt das daran, dass die Sportler jede Gelegenheit zur Leistungssteigerung nutzen. Nach Ansicht des Sportwissenschaftlers handelt es sich dabei um einen Placebo-Effekt. Sie glauben, dass die Kryotherapie gut für die Erholung ist, und nach ein paar Minuten Frösteln haben sie automatisch das Gefühl, dass sie weniger Muskelschmerzen haben. Das sagt jedoch nichts über die Auswirkungen aus, die extreme Kälte auf zellulärer Ebene haben kann.

Ist kaltes Wasser gut für Ihre Muskeln?

Ob kaltes Wasser gut für die Muskeln ist, ist also noch nicht bewiesen. Das kalte Wasser würde die Durchblutung steigern, wodurch Abfallstoffe schneller abtransportiert würden, aber das sei wissenschaftlich nicht bewiesen, sagt Wiertz. Die positive Wirkung ist also hauptsächlich auf den Placebo-Effekt zurückzuführen und tut nichts für die Muskeln. Als Sportler würde ich aber auf jeden Fall regelmäßig ein Eisbad nehmen. Warum eigentlich? Eben weil der mentale Aspekt für Sportler sehr wichtig ist. Als Spitzensportler muss man mit Extremen umgehen, an seine Grenzen gehen und an die Spitze gehen. Dieser mentale Aspekt, das Gefühl der Überwindung, kann dich als (Spitzen-)Sportler stärker machen und dazu führen, dass du im Wettkampf Gold gewinnst.